
Impulse für die Weiterentwicklung der Chancengleichheit
Eine externe Studie beleuchtet, wie Professorinnen ihre akademische Realit?t an der ETH Zürich erleben. Die Ergebnisse liefern neue Perspektiven auf Teilhabe, Anerkennung und institutionelle Rahmenbedingungen.
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Die F?rderung der Chancengleichheit von Frauen ist ein erkl?rtes Ziel der ETH Zürich – auch in den professoralen Laufbahnen. Zwar ist der Anteil der Professorinnen in den letzten Jahren gestiegen – 2024 lag er gem?ss dem Gesch?ftsbericht der ETH Zürich bei 44 Prozent der Neuberufungen. Doch Gleichstellung ist mehr als eine Frage der Statistik.
Um die Situation vertieft zu analysieren, hat die ETH im Jahr 2021 eine unabh?ngige Untersuchung in Auftrag gegeben. Ein Team der Universit?t Lausanne prüfte in der Folge, ob Professorinnen an der ETH ihren m?nnlichen Kollegen gleichgestellt sind – sei es strukturell, kulturell oder im Arbeitsalltag.
Datenanalyse findet keine Benachteiligungen
Dabei verfolgte die Untersuchung einen kombinierten Ansatz: Einerseits wurden quantitative Daten, die von der ETH Zürich bereitgestellt wurden – etwa zu Anstellung, Bef?rderung, Startpaketen oder Laborausstattung – durch das Forschungsteam eingesehen und kontextualisiert. Andererseits führten die Forschenden über 50 qualitative Interviews mit aktuellen und ehemaligen Professor:innen aller 365体育官网_365体育备用【手机在线】.
Die Untersuchung der quantitativen Daten zeigte keine Hinweise auf Benachteiligungen von Professorinnen, etwa bei Lohn, Ressourcenverteilung, Bef?rderung oder weiteren Rahmenbedingungen. Frauen werden heute zudem h?ufiger als früher für Assistenzprofessuren eingestellt, und ihre Erfolgsquote beim Tenure-Verfahren ist mit jener der M?nner vergleichbar.
Der ?ideale akademische Typ? als Hindernis
Die qualitativen Interviews zeichnen indes ein etwas komplexeres Bild: Viele Professor:innen sch?tzen das hohe Mass an Autonomie und Gestaltungsfreiheit an der ETH. Gleichzeitig gibt es Stimmen, die sich weniger zugeh?rig fühlen. Dies fasst das Forschungsteam der Universit?t Lausanne im Bild eines ?idealen akademischen Typs? zusammen – einer aus den Interviews rekonstruierten Vorstellung davon, wie erfolgreiche Wissenschaftler:innen an der ETH Zürich idealerweise sein sollen: Sie fühlen sich wohl mit der deutschen Sprache und der Schweizer Kultur sowie in einem (numerisch) m?nnlich dominierten akademischen Umfeld, sind in einer hierarchischen und wettbewerbsorientierten akademischen Einrichtung erfolgreich und halten sich an die konservative Geschlechternorm des ?m?nnlichen Ern?hrers?.
Die Studie folgert daraus, dass solche impliziten Erwartungen vor allem für Frauen mit Betreuungspflichten zur Hürde werden k?nnen. Einige Interviewteilnehmerinnen berichten in der Tat von Hindernissen in ihrem Arbeitsalltag – etwa in der Form von fehlender Anerkennung, mangelndem Zugeh?rigkeitsgefühl oder Geschlechterstereotypen, die sich negativ auf ihre Laufbahn auswirken.
Ausserdem schildern manche Befragte, dass die Bedeutung der deutschen Sprache und der lokalen Kultur an der ETH Zürich ihr Zugeh?rigkeitsempfinden beeintr?chtige: Insbesondere nicht-schweizerische oder nicht-deutschsprachige Professor:innen erleben h?ufiger eine gewisse Distanz zum institutionellen Alltag.
Chance, Kultur weiterzuentwickeln
Für die ETH Zürich liefert die Studie ?usserst wertvolle Ergebnisse – sowohl im quantitativen als auch im qualitativen Teil. ?Die Schulleitung dankt der Universit?t Lausanne und der für die Koordination der Studie zust?ndigen ETH-internen Kommission für die sorgf?ltige und engagierte Durchführung der Studie?, so Julia Dannath, Vizepr?sidentin für Personalentwicklung und Leadership der ETH. ?Wir freuen uns natürlich, dass die quantitative Analyse Fortschritte bei den Anstellungen aufzeigt und dass es keine Hinweise auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei der Verteilung von Ressourcen an der ETH gibt.?
Gleichzeitig nimmt die Schulleitung aber auch die Aussagen aus den durchgeführten Interviews ernst. ?Diese Berichte zeigen, wie unterschiedlich Menschen die ETH erleben. Diese Perspektiven helfen uns als Institution dabei, unsere Kultur weiterzuentwickeln?, führt Julia Dannath aus.
Unterschiedliche Perspektiven auf die Schlussfolgerungen
Auch die Konferenz des Lehrk?rpers und die Departementsvorsteher:innen sehen in der Studie einen wertvollen Beitrag, der wichtige Impulse für Reflexion, Diskussionen und m?gliche Weiterentwicklungen liefert. Doch es gibt auch Vorbehalte gegenüber der Studie: So merkten die beiden genannten Gremien sowie die Schulleitung an, dass einzelne Schlussfolgerungen stark auf subjektiven Einsch?tzungen beruhen und beispielsweise das Konzept des ?idealen akademischen Typs? nicht alle Perspektiven akademischer Karrieren an der ETH vollst?ndig abbildet.
Angesprochen auf die Kritik an der Bedeutung der deutschen Sprache an der ETH, gibt Julia Dannath zu bedenken: ?Es ist durchaus verst?ndlich, dass in einem so international gepr?gten Umfeld, wie wir es an unserer Hochschule haben, manche ETH-Angeh?rige die englische Sprache gegenüber der deutschen bevorzugen. Doch als ?ffentlich finanzierte Schweizer Hochschule ist es wichtig, in den Landessprachen der Schweiz zu kommunizieren – sowohl intern als auch gegenüber der ?ffentlichkeit. Oft genügt sogar schon ein passives Sprachverst?ndnis.?
Es braucht den Dialog
Trotz dieser Vorbehalte gegenüber einigen Schlussfolgerungen: Laut Julia Dannath liefert die Studie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung einer inklusiven und chancengerechten Hochschulkultur. ?Der Schulleitung ist jedoch bewusst, dass strukturelle Massnahmen allein nicht ausreichen – ebenso zentral ist der Dialog über Haltungen, Werte und Erwartungen im Alltag?, h?lt die Vizepr?sidentin fest.
Deshalb sind alle 365体育官网_365体育备用【手机在线】 und administrativen Einheiten aufgefordert, die Ergebnisse der Studie zu reflektieren und situationsgerechte Massnahmen zu entwickeln. Im Jahr 2026 wird die Schulleitung gemeinsam mit den 365体育官网_365体育备用【手机在线】n Bilanz ziehen und weitere Schritte besprechen. ?Es ist wichtig, dass wir an diesen Themen weiterhin aktiv arbeiten?, ist Julia Dannath überzeugt. ?Denn nur in einem respektvollen und vielf?ltigen Umfeld k?nnen alle ETH-Angeh?rigen ihr Potenzial voll entfalten – unabh?ngig von Geschlecht, Herkunft oder Lebensentwurf.?
?ber die Studie
Weitere Informationen zur Studie, den Gesamtbericht sowie die Stellungnahme der Schulleitung finden Sie auf der Webseite ?Status of women faculty?.
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